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Evolution
evangelikale Evolutionskritik
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Es gibt eine ganze Reihe immer wieder gegen die Evolution vorgebrachter Argumente, manche davon besser, andere schlechter. An der wissenschaftlichen Faktizität der Evolution und der Bedeutung des Evolutionsgedankens für die Wissenschaft ändert das aber nichts.
Die gerade aus evangelikaler Sicht immer wieder vorgebrachten und hier dargestellten Argumente gegen die Evolution lassen sich im Wesentlichen in drei Kategorien einteilen:
Im Folgenden werden die Argumente entsprechend dieser Kategorien sortiert präsentiert. Die Liste der Argumente und ihre Darstellung erhebt dabei keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit.
Als „Probleme“ des Evolutionsmodells werden Aspekte betrachtet, für die es keine einfachen Erklärungen gibt, die teilweise auch innerhalb der Wissenschaft umstritten sind und die zuweilen dem „gesunden Menschenverstand“ bzw. der Intuition (oder dem, was vom spezifischen Kritiker darunter verstanden wird) widersprechen. Auf die folgenden Aspekte soll im weiteren näher eingegangen werden:
All den hier genannten Einsprüchen gegen die Möglichkeit einer Evolution können wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse entgegengestellt oder zumindest doch die Unhaltbarkeit der Behauptungen der Kritiker aufgezeigt werden. So implizieren gerade die Argumente der Struktur „es gibt nicht“ (Herkunft der Information, Chiralität) ein argumentum ad ignorantiam und sind damit schlicht ein logischer Fehlschluß.
Der wesentliche Unterschied in der Wahrnehmung der Lücken in den bisherigen Erklärungen innerhalb des Evolutionsparadigmas, der zwischen Evolutionskritikern und den meisten Wissenschaftlern besteht, ist die Konsequenz, die daraus gezogen wird:
Although many major questions in evolutionary biology remain unanswered, no credible scientist denies evolution as “a fact.” Yet, many scientists continue to explore and debate precisely how the mechanisms of evolution work.2) Kutschera, Ulrich und Niklas, Karl J (2004): The modern theory of biological evolution: an expanded synthesis, Naturwissenschaften 91:255
Die offenen Fragen werden keinesfalls von Seiten „der Wissenschaft“ geleugnet, aber als Herausforderung für die weitere Forschung verstanden. Die Kritiker dagegen nehmen diese offenen Fragen zum Anlaß, das ganze Evolutionsparadigma (inklusive der gemeinsamen Abstammung) über Bord zu werfen.3)
Eine zweite „Klasse“ von Argumenten, die häufig gegen die Evolution in Stellung gebracht werden, sind die „theologischen“ Argumente. Sie gründen ganz wesentlich auf dem evangelikalen Glaubens- und Schriftverständnis. Das bedeutet, daß sie in weiten Teilen von den Amtskirchen4) nicht geteilt werden. Hierzu zählen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Als „theologische“ Argumente haben sie keine große Bedeutung für den naturwissenschaftlichen Diskurs, ihre Diskussion gehört in den Bereich der Theologie5).
Ein zwar auch in der US-amerikanischen Auseinandersetzung vorkommender, aber insbesondere in der deutschen evolutionskritischen Szene betonter Argumentationsstrang ist die Auseinandersetzung mit wissenschaftstheoretischen Aspekten.
Im Zentrum der Argumentation steht dabei, daß die Evolutionsforschung per se eine historische Disziplin (im Gegensatz zu einer empirischen) sei und daher grundsätzlich nicht auf Fakten, sondern auf Annahmen und Deutungen beruhe. Gerade bei den diesen Deutungen zugrundeliegenden Grundannahmen käme aber eine Vorentscheidung (zwischen einem göttlichen und einem naturalistischen Ursprung der Welt) ins Spiel, der wissenschaftlich nicht auflösbar oder entscheidbar sei.
Dazu bleibt anzumerken, daß die (etwas überspitzte) Aussage, bei der Evolutionsforschung handele es sich um eine rein historische Wissenschaft, schlicht falsch ist. Die Evolutionsforschung wäre ohne eine umfassende Grundlage in allen anderen empirischen Teildisziplinen der Biologie nicht möglich.6)
Ein zweiter Argumentationsstrang versucht, den (zumindest methodischen) Naturalismus als philosophische Basis der Naturwissenschaften zu diskreditieren und zu einer Neudefinition der Naturwissenschaften zu gelangen, die letztlich auch göttliche Intervention als Erklärungsmodell innerhalb der Naturwissenschaften verankern will.
Hier kann dieser Ansicht nur in Kürze entgegengestellt werden, daß sich die Naturwissenschaften mit Gesetzmäßigkeiten beschäftigen. Manifestierte sich ein Handeln Gottes in einem vollkommen verläßlichen, experimentell jederzeit überprüfbaren Ursache-Wirkungs-Zusammenhang, wäre sein Handeln von einer rein innerweltlichen Ursache nicht unterscheidbar. Damit wäre aber auch die Annahme eines Gottes aus wissenschaftlicher Perspektive unnötig, da nicht zur Erklärung beitragend und diese unnötig verkomplizierend.
Auf dieser Basis (Evolutionsforschung als historische Wissenschaft, vermeintlich philosophischer Naturalismus der Naturwissenschaften) wird dann der Evolutionsforschung eine biblisch motivierte „Schöpfungsforschung“ gegenübergestellt, die sich – zumindest im Fall der in Deutschland einzigen ernsthaften diesbezüglichen Gruppierung, der Studiengemeinschaft Wort und Wissen7) – einer wörtlichen Auslegung der Bibel und einem kurzen Erdalter sowie der Erkennbarkeit des Schöpfungshandelns Gottes in der Natur verpflichtet sieht.