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Evolution
evangelikale Evolutionskritik
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Die im Folgenden angegebenen Gründe und Hintergründe einer Evolutionskritik beziehen sich (ausschließlich) auf einen spezifischen christlichen (evangelikalen) Hintergrund, der, so wie sich die Situation dem Autor darstellt, in Deutschland (fast) nur innerhalb der Freikirchen existiert, in den USA hingegen deutlich weiter verbreitet zu sein scheint.
Die Antwort eines (evangelikalen) Evolutionskritikers auf diese Frage könnte lauten: „Weil Evolution nicht mit meinen persönlichen Glaubensüberzeugungen zusammenpaßt.“ - Diese Antwort ist vielleicht zu kurz gefaßt, trifft aber doch einen wesentlichen Kern.
Wesentliche Merkmale der von evangelikaler Seite vorgebrachten „Evolutionskritik“ sind:
Gerade die als erster Punkt genannte außerwissenschaftliche Motivation unterscheidet diese „evangelikale Evolutionskritik“ von aller berechtigten Kritik wissenschaftlicher Theorien: Die Gründe für die vorgebrachte Kritik liegen primär nicht in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Evolutionsbiologie und deren Aussagen, sondern im wahrgenommenen weltanschaulichen Konflikt zwischen den eigenen Glaubenssätzen (Dogmen) und dem Evolutionsgedanken. Die wissenschaftliche Formulierung der evangelikalen Evolutionskritik ist sekundär, eine Folge dieses wahrgenommenen Konfliktes.
Auch wenn diese Seiten nicht für sich in Anspruch nehmen, eine schlüssige Antwort auf die Frage zu liefern, warum gerade aus dem evangelikalen Lager eine oft heftige Kritik am Evolutionsgedanken geübt wird, wollen sie versuchen, dem Interessierten ein paar Hintergründe zu liefern. Dazu wird zunächst in einer Übersicht das evangelikale Selbstverständnis dargestellt, um dann aufzuzeigen, daß alle drei hier aufgeführten Aspekte dieses Selbstverständnisses mit Grundaussagen des Evolutionsgedankens kollidieren.
Um nachvollziehen zu können, woher die Kritik kommt und auf welcher Grundlage sie formuliert wird, ist es wichtig, mit dem evangelikalen (Selbst-)Verständnis ein wenig vertraut zu sein. Drei Aspekte scheinen mir dabei von besonderer Bedeutung zu sein:3)
Teilt man eine oder mehrere dieser genannten Grundlagen nicht, verlieren die von evangelikaler Seite am Evolutionsgedanken vorgebrachten Kritikpunkte einiges an Überzeugungskraft und Grundlage.
Der Evolutionsgedanke kollidiert letztlich mit allen drei oben genannten Aspekten evangelikalen Selbstverständnisses:
Bei den hier genannten Aspekten evangelikalen Selbstverständnisses handelt es sich um persönliche Glaubensüberzeugungen. Das erschwert das Gespräch mit Andersdenkenden zuweilen erheblich. Nicht selten wird das Hinterfragen oder gar Infragestellen dieser Aspekte als persönlicher Angriff mißverstanden.
Aus solchen Erfahrungen resultiert u.a. die Wahrnehmung von Mitgliedern der evangelikalen Szene durch die breite Gesellschaft als „Fundamentalisten“ und Unbeirrbare, die um jeden Preis an ihrer eigenen Vorstellung festhalten und für Argumente nicht zugänglich sind. Letztlich führen die hier aufgelisteten Konfliktpunkte zu einer welchselseitigen Dialogunfähigkeit von Evolutionsbiologie und evangelikaler Evolutionskritik.
Eine Reihe von Zitaten aus evolutionskritischen Schriften, überwiegend aus der deutschsprachigen evangelikalen Szene, sollen aber zeigen, daß die hier genannten Konfliktpunkte tatsächlich zumindest von bestimmten Gruppierungen innerhalb der evangelikalen Szene so wahrgenommen werden. Sie sollen dem geneigten Leser ermöglichen, sich selbst ein Bild von der Argumentationsstruktur und Motivation dieser Form der Evolutionskritik zu machen.
Hinweis: Nicht jeder, der evangelikale Glaubensüberzeugungen teilt, hat zwangsläufig ein Problem mit der Evolutionstheorie. Tatsächlich gibt es viele Menschen, für die die ganze Debatte um die Ursprungsfrage keine Rolle spielt. Die hier aufgeführten Schlüsse aus dem evangelikalen Selbstverständnis auf die Evolutionskritik sind nicht zwingend, können aber je nach Betonung der genannten Einzelaspekte des Selbstverständnisses einen für den Einzelnen zwingend logischen Charakter bekommen. Aus dieser Perspektive heraus ist die Evolutionskritik der Apologetik zuzurechnen, da der Evolutionsgedanke für manchen ein ernsthaftes Hindernis auf dem „Weg zum Glauben“ (zumindest dieser Ausprägung des Glaubens) darstellt.
Es gibt noch einen weiteren Aspekt in der Auseinandersetzung mit dem Evolutionsgedanken seitens der evangelikalen Szene, der weit über die Ursprungsfrage hinausweist und ebenfalls im evangelikalen Selbstverständnis begründet liegt: der Kampf um die Deutungshoheit der Welt und allen Seins, in dem sich manche Vertreter einer evangelikalen Evolutionskritik mit der Wissenschaft sehen.
Es ist gerade dieser allumfassende Anspruch evangelikaler Bibelauslegung und Weltdeutung, der alleinige Gültigkeit für sich selbst erhebt, der einerseits auf die meisten Menschen, denen diese Szene fremd ist, so befremdlich wirkt und der andererseits Motor der teilweise erbittert geführten Auseinandersetzung mit der „Wissenschaft“, insbesondere in der US-amerikanischen Öffentlichkeit, ist.
Wer andererseits den christlichen Glauben4) als einzigen Weg zum Heil ansieht, dem muß die Säkularisierung der Gesellschaft5) vermutlich zwangsläufig als das große Übel unserer Zeit aufstoßen. Darüber hinaus wird er das Festhalten der Wissenschaftler am „methodischen Naturalismus“ aus seiner Glaubenssicht heraus als Hybris des Menschen sehen, die Welt ohne Gott verstehen und letztlich ohne Gott leben zu können.6)
Siehe dazu auch den Essay „Evangelikale Evolutionskritik und Evolutionsbiologie sind wechselseitig nicht dialogfähig“.