Darwins Evolutionstheorie
Was man oft einfach als „Darwins Therie der Evolution“ bezeichnet, beinhaltet nach Mayr (1982, S. 505ff.) tatsächlich fünf Theorien, die hier nach Futuyma (2005, S. 8) zitiert werden1):
Evolution als solche ist die schliche Aussage, daß sich die Charakteristika der Abstammungslinien einzelner Organismen mit der Zeit verändern. Diese Idee stammt nicht ursprünglich von Darwin, aber es war Darwin, der derart überzeugend die Beweise für die Evolution darstellte, daß die meisten Biologen bald akzeptierten, daß sie tatsächlich stattgefunden hatte.
Gemeinsame Abstammung ist eine radikal unterschiedliche Sicht der Evolution als die, die Lamarck vertreten hatte… Darwin war der erste, der behauptete, daß die Arten von gemeinsamen Vorfahren abstammen und daß das gesamte Leben als ein großer Familienstammbaum dargestellt werden könne.
Gradualismus ist Darwins Behauptung, daß sich die Unterschiede auch zwischen radikal unterschiedlichen Organismen schrittweise, durch kleine Schritte über Zwischenformen, herausgebildet haben. Die alternative Hypothese ist, daß große Unterschiede durch Sprünge, oder Saltationen, ohne Zwischenformen entstehen.
Veränderung von Populationen ist Darwins These, daß Evolution durch Änderungen in den Verhältnissen von Individuen, die verschiedene ererbte Merkmale besitzen, innerhalb einer Population entstehen… Dieses Konzept war eine vollständig originäre Idee, die sowohl zur plötzlichen Entstehung neuer Arten durch Saltation als auch zu Lamarcks Ansatz der evolutionären Veränderung durch Transformation der Individuen im Gegensatz stand.
Natürliche Selektion war Darwins brilliante Hypothese, unabhängig durch Wallace entwickelt, daß Veränderungen in den Verhältnissen von unterschiedlichen Typen von Individuen durch Unterschiede in ihrer Überlebens- und Reproduktionsfähigkeit verursacht werden — und daß solche Veränderungen in der Herausbildung von Anpassungen (Adaptationen) resultieren, Eigenschaften, die so aussehen, als wären sie dafür gemacht worden, Organismen an ihre Umwelt anzupassen. Das Konzept der natürlichen Selektion revolutionierte nicht nur die Biologie, sondern das abendländische Denken als ganzes.
Auch wenn mittlerweile alle fünf Teilaspekte von Darwins Evolutionstheorie weithin akzeptiert sind und Grundlagen der Evolutionsbiologie darstellen, war es einerseits keinesfalls so, daß seine Nachfolger all diese Aspekte akzeptierten (lediglich die Tatsache einer „Evolution als solcher“, also der Veränderung der Charakteristika der Abstammungslinien einzelner Organismen mit der Zeit) wurde sofort akzeptiert.
zitierte Literatur
Futuyma, Douglas J. (2005): Evolution. Sinauer, Sunderland
Mayr, Ernst (1982): The Growth of Biological Thought: Diversity, Evolution and Inheritance. Harvard University Press, Cambridge, MA